70 Jahre Fatimakapelle in Kaufbeuren

In den Jahren vor 1954, als es die Fatimakapelle bei Kemnat noch gar nicht gab, pilgerten viele Gläubige an jedem 13. eines Monats in die Kirchen im ganzen Land, um der Marienerscheinung von Fatima vom 13. Mai 1917 zu gedenken. Dort war die Gottesmutter drei Hirtenkindern erschienen. Sie ermahnte die Kinder zur Buße, zum Rosenkranzgebet und zum Gebet für den Frieden in der Welt. Bei der letzten Erscheinung im Oktober ereignete sich das „Sonnenwunder“. Die Sonne drehte und tanzte am Himmel. Mehr als zwanzigtausend Menschen sahen dieses Wunder. So kam auch in Kaufbeuren der Gedanke auf, Fatima-Gottesdienste abzuhalten.

Von ebenso großer Bedeutung war die Dankbarkeit der Kaufbeurer Bürger, dass die Stadt im Zweiten Weltkrieg von der Bombardierung verschont geblieben war. Dies verdankte man der Seligen Crescentia, die ihre Hand schützend über ihre Heimatstadt gehalten hatte. Zwei Legenden seien an dieser Stelle kurz erwähnt:

Die eine Legende berichtet, dass während der Bombardierung Süddeutschlands durch die Amerikaner eines Tages drei Beeren pflückende Frauen von einer Anhöhe über Kaufbeuren aus eine „schwebende Hand“, die Hand der Seligen Crescencia, über der Stadt gesehen hätten. Sie lenkte die Flieger über das freie Land auf einen anderen Kurs. Dieses Bild ist bis heute auf der Fatima-Kapelle zu sehen.

Eine zweite Legende berichtet, dass ein amerikanischer Bomberpilot beim Überflug über Kaufbeuren ein Bild der Seligen Crescencia bei sich im Cockpit gehabt haben soll, und die Stadt unter ihm nicht zu sehen gewesen sei.

Wie auch immer. Im April des Marianischen Jahres 1954 kamen etwa 100 Frauen und Männer mit dem damaligen Stadtpfarrer, dem Geistlichen Rat Hermann Fink, zusammen. Es stand zur Beratung, entweder für die Stadtpfarrkirche St. Martin eine Fatimastatue zu beschaffen oder eine kleine Kapelle zu bauen. Hermann Fink war sofort für den Bau einer Kapelle. Diese Entscheidung wurde einstimmig angenommen. Herr Josef Meggle, der Vater von Ludwig und Georg Meggle, wurde beauftragt, die Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Auf der Höhe von Kemnat ergab sich schließlich ein geeignetes Grundstück. Da jedoch die Zeit von großer Armut geprägt war, konnte der Bau nur entstehen, weil das Baumaterial weitgehend gespendet wurde und die Arbeiter ihre Arbeit „für Gottes Lohn“ verrichteten. Am 13. Oktober 1954 weihte der Geistliche Rat Hermann Fink die Fatima-Kapelle feierlich ein. Frau Maria Irl, die Mutter von Peter Pius Irl, übernahm die Reinigung und Betreuung der Kapelle. Für die anschließende jahrzehnte lange Betreuung sei an dieser Stelle nochmals Herrn Georg und Frau Mechtild Meggle ganz ganz herzlich gedankt!

Besonders erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch den Besuch unseres damaligen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Herrn Karl Carstens. Er besuchte unsere Fatima-Kapelle im August 1981.                                 

Helmut Heinrich

Marianischer Rat